Kann ich als Einsteiger auch mit einer E-Gitarre starten?

Kannst du, würde ich nicht, sofern du nicht nur auf Rock ausgerichtet bist. Obwohl die elektrische Gitarre üblicherweise mit etwas weichere Saiten «bespannt» wird, eine etwas tiefere Saitenlage aufweist und somit bequemer zu spielen ist, würde ich folgende Gründe aufführen, weshalb ein Einsteigermodell immer eine akustische Gitarre, am besten eine klassische bzw. «Wandergitarre» mit Nylonsaiten bestückt, sein sollte:

  • Eine E-Gitarre braucht um den Ton zu hören, einen Verstärker, also einen Gitarrenamp.
  • Das heisst ebenso, dass sie nebst den Schaltungen der Gitarre zusätzlich noch die technischen Möglichkeiten des Amps (Die mit der heutigen Digitalsierung schier unendlich sind), im Griff haben müssen.
  • Vom Sound her, gibt es verschiedene Modelle von E-Gitarren, dh. anfangs wissen sie noch nicht genau wo die Reise hingeht und schon sollte man sich entscheiden welchen Typus man zulegt. Die Qual der Wahl.
  • Der Hals der E-Gitarre ist extrem schmaler als die einer akustischen Gitarre
  • Die Spieltechnik bei einer E-Gitarre unterscheidet sich wesentlich von der akustischen: Als Einsteiger «schlägt» man die Saiten im passenden Rhythmus (Lagerfeuerakkorde)  um einen Song zu begleiten, was im Anfangsstadium bereits gut tönen kann, während dieses «schrummen», «schlagen» oder «strummen» auf der elektrischen Gitarre anfänglich suboptimal tönt. Auf der E-Gitarre tönt es halt besser wenn man fortgeschrittene Rhythmuspatterns spielt bzw. Licks, Riffs und Solis zum Besten gibt. Dort blüht die E-Gitarre auf.
  • Du kannst jederzeit später auf eine E-Gitarre umsteigen bzw. dein Arsenal ergänzen. Umgekehrt wirds schwieriger.
  • Meist wird die Gitarre anfänglich zur Begleitung verwendet, dh. man singt einen Song und schlägt dazu wie oben bereits erwähnt, die Gitarre an. Nun hat die akustische Gitarre einen anderen breiteren «flächigeren» Soundteppich als die elektrische. Somit tönen die Songs fülliger, wenn mit einer akustischen Gitarre begleitet wird. Spielt man natürlich wie Billy Gibbons von den ZZ-Top, so spielt dieser Punkt keine Rolle mehr!
  • Ich persönlich würde die E-Gitarre immer im Kontext mit einer Band sehen, wo der Wirkungsgrad voll zu Geltung kommt, während die Akustikgitarre auch für Solokünstler, wie Singer-Songwriter wie geschaffen ist.
  • Falls der Gastgeber sagt, nimm deine Gitarre mit, so erwartet er dich vermutlich mit eine akustischen Gitarre und nicht mit einem Set bestehend aus E-Gitarre, Marshall-Amp, Bodentreter etc.
  • Zu guter Letzt: Der Gitarrenteacher freut sich sehr über den akustischen Sound, da die Lautstärke des Amps für jeden Schüler individuell hoch sein kann.

Aber wie es mit allem ist: Keine Regel ohne Ausnahme! Es sind meine individuellen, bald 50-jährigen, persönlichen Erfahrungen, die ich gemacht habe und die keine abschliessende Gültigkeit haben. Manch cooler Sound ist entstanden, wenn man sich nicht ans Gängige gehalten hat.