In diesem umfassenden Sinne definiert, umfasst Rhythmus mindestens drei grundlegende musikalische Elemente, die jeweils ein spezielles Zeitverhältnis repräsentieren:
- den Rhythmus im engeren Sinne, die Folge und Beziehungen der relativen Tondauern untereinander, das Verhältnis „kurz – lang“,
- das Metrum, die Folge und Beziehungen der Betonungen beziehungsweise Gewichte der einzelnen Taktzeiten, das Verhältnis „betont/schwer – unbetont/leicht“,
- das Tempo, das die absolute Tondauer festlegende Zeitmaß, das Verhältnis „schnell – langsam“.
Wir beschäftigen uns also mit dem «Tempo» und müssen zuerst einmal herausfinden mit welcher Einheit das Tempo definiert wird. Dann haben wir mal einen Anhaltspunkt. Man verwendet das Kürzel BPM das die «Beats per Minute» darstellt. Also «Pulsschläge» in der Minute. Ich nehme gerne das Beispiel Pulsschlag, da es natürlich möglich ist, einen Song in einer doppelten Geschwindigkeit anzugeben, also anstelle 80 BPM, 160 BPM. Mit diesen verschiedenen Infos würde die Band dennoch mit dem «richtigen» Tempo spielen. Niemand würde in diesem Sinne schneller oder langsamer.
Die Zählzeit von BPM sind häufig die Viertelschläge, also im obigen Beispiel 80 BPM. Ich persönlich versuche mit dem Gefühl den Vierteltakt zu schlagen, damit die Anzahl Schläge dem Charakter des Songs entspricht. Mit anderen Worten könnte ich eine Ballade in Achteln zählen, was aber dem Song dann eine gewisse Hektik verleiht. Also hören sie den Song und klopfen sie den Schlag mal nach Gefühl.
Wenn sie einen neuen Song ausnotieren, so sollte man als Gitarrist wissen, welche Infos man dazu braucht. Da wäre natürlich die Tonart sowie die Analyse ob der Song mit den Originalakkorden ohne Kapodaster gespielt wird oder ob ein Kapodaster verwendet wird. Beispiel: Ich kann einen einfacheren Song in A-Dur spielen mit den Griffen A, D, E, setze ich aber einen Kapodaster im 2. Bund, so wären das die Griffe G, C, D und wir haben immer noch A-Dur.
doch zurück zum Tempo, das wir als nächste Info heranziehe müssen. Die modernen Zeiten bedienen uns mit Google (Stand 2023…). Ich gebe den Songtitel plus den Begriff BPM ein und voilà, schon haben wir mehrere Vorschläge, im besten Falle schon die Zahl in der Überschrift. Noch ein Tipp: Nehmen sie nicht die erstbeste Zahl, sondern vergleichen sie! Falls eine bestimmte Tempoangabe auf mehreren Webseiten angezeigt wird, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sie stimmt. Sie haben bestimmt ein Metronom, falls nicht es ist ein Muss! Nun können sie den Zahlenwert auf dem Metronom eingeben. Sie erinnern sich sicher noch an die Holzmodelle, die auf den Pianos standen. Diese finde ich heute noch sehr schön, man muss sie aber mit den Schieber nach oben oder unten bedienen, was ein wenig umständlich ist.
Eine weitere Variante wäre die Verwendung eines Drumcomputer wie ich ihn LIVE benutze, um dem Song noch ein wenig Würze zu verleihen. Viele dieser Geräte haben eine Tabfunktion, wo sie im Tempo des Originalsongs, den sie gerade abspielen, auf eine Taste «tappen» bzw. tippen und so das Tempo «abnehmen» können. Das ist die Google-freie Variante und notabene tönt ein Drumcomputer als Metronom-Einsatz ein wenig cooler, als das sterile elektronische Klicken (oder Beepen auf die Zählzeit 1). Doch zum knallharten Üben sollten sie nur das Metronom verwenden.
Bevor ich noch ein paar Tipps zum Gebrauch des Metronoms gebe, überlegen wir uns, warum die Rhythmik sehr wichtig ist. Spielen sie in einer Band, so ist es zwingend, dass alle miteinander beginnen, miteinander aufhören, also niemand während des Songs das Tempo verändert. Speziell die Flitzefinger-Solo-Gitarristen merken vielfach nicht, wie sie im Rausche der Geschwindigkeit immer schneller werden. Mit anderen Worten merkt man immer, ob man mit Musikern zusammenspielt, die mit einem Metronom «aufgewachsen» sind.
Warum tönen Bands, die im Grunde genommen einfach spielen, richtig scharf und andere, die sich komplexeren Harmoniestrukturen bedienen, irgendwie «schwammig». Es ist das Timing. Als erstes hört man unbewusst, dass die Band ihre Schläge zeitgenau abliefern. Es gibt diesen satten Sound! Dies sollte die Grundlage bilden. Weiter spielen dann die einzelnen Musiker ihre rhythmischen Parts und Verzierungen ebenfalls genau.
Nun, wie können wir diese rhythmische Sicherheit erreichen? Benutzen Sie das Metronom in auch der ersten Phase. Sie können ja mal die Originalgeschwindigkeit einstellen und dann staunen, wie es abgeht in dieser Geschwindigkeit. Meist ist man anfangs überfordert mit den Akkordwechseln. Stellen sie, und jetzt wird’s hart, das Tempo so ein, dass sie die Akkorde ohne Probleme wechseln können bzw. mit dem Tempo mithalten können. Im Normalfall spielen wir den Song folgendermassen: Die Akkorde die wir beherrschen, werden schneller gegriffen, also der Song wird schneller, danach kommt ein schwierigerer Akkord und das Tempo wird abgebremst. So «leiert» der Song ohne Tempovorgabe vor sich hin. Also Metronom auf ein langsames Tempo einstellen und den Song ohne Unterbruch spielen und dann langsam das Tempo erhöhen, nur soviel, wie wir wiederum «ruckelfrei» über die Runden kommen. Ein Vorgehen, dass viel Disziplin erfordert, doch es lohnt sich. Selbstverständlich sollten die schwierigen Akkorde separat geübt werden. Tipp: nach der Häufigkeit, wie sie in Songs bzw. in den Tonarten vorkommen.
Obwohl man meint, je langsamer, desto einfacher, stellt man fest, dass ein langsameres Tempo in Bezug auf die Schlaggenauigkeit (unabhängig vom Beherrschen der Akkorde) schwieriger zu spielen und erfühlen ist. Extrembeispiel: Würde man den Viertelschlag auf ein Schlag pro Minute also 1 BPM einstellen, so würden sie, den nächsten Schlag 100 pro verpassen, verschlafen oder zu früh spielen.
Ebenfalls zu empfehlen: Das Musizieren mit anderen. Man lernt auf den anderen zu hören, ist also mit einem Ohr bei sich und mit dem zweiten beispielsweise beim Viertelschlag des Drummers.
Lernen sie zu klatschen. Was sie nicht klatschen können, können sie nicht spielen. Analysieren sie das Rhythmusgefüge, «beineln» sie es auseinander (gehen sie von den Vierteln aus in die Tiefe zu den Achteln etc.) und klatschen sie das Stück ganz langsam durch, bis ihnen die Rhythmik vertraut wird. Erst danach ergreifen sie das Instrument. Sie können bei Schlägen, die nicht gespielt werden, ins Leere Klatschen.
Spielen sie zu dem Original. Wir haben die Möglichkeit mit den grössten Musikern aller Zeiten zu spielen, warum ergreifen wir die Chance nicht? Legen sie los, spielen sie mit Youtube, mit einer CD etc. und achten sie auf die Nuancen, so werden sie besser. Youtube Tipp: Sie können das Tempo runterfahren. Fahren sie es zu streng herunter, so «eiert» der Song ein wenig, aber die Tonlage stimmt!
Am Schluss werfen wir ein Blick in die Vergangenheit, als es noch keine elektronischen Geräte gab. Es gab zwar schon im 16. Jahrhundert mechanische Uhren, jedoch hat die Klassische Musik folgende Einteilung definiert (Quelle Wikipedia) :
italienische Bezeichnung |
Bedeutung |
Langsame Tempi |
Larghissimo |
sehr breit |
Grave |
schwer |
Largo |
breit, langsam |
Larghetto |
etwas breit (schneller als Largo) |
Lento |
langsam |
Adagio |
langsam, ruhig |
Adagietto |
ziemlich ruhig, ziemlich langsam |
Mittlere Tempi |
Andante |
ruhig gehend[2] |
Andantino |
ein wenig schneller[3] als Andante |
Moderato |
mäßig (bewegt) |
Allegretto |
etwas langsamer als Allegro |
Schnelle Tempi |
Allegro |
schnell, urspr. munter, fröhlich |
Vivace, vivo |
lebhaft, lebendig |
Vivacissimo |
sehr lebhaft, sehr lebendig |
Presto |
sehr schnell, geschwind |
Prestissimo |
äußerst schnell |