Der hässliche Cutaway…

Gemach, liebe Blog-Leser! Ich liess mich von den Emotionen leiten, denn es gibt Konzepte und Dinge in diesem Universum, die ich einfach nicht verstehe, aber die nun mal existieren und somit ihre Daseinsberechtigung haben. Dazu gehört für mich eindeutig der Cutaway, der Einschnitt an einer akustischen Gitarre. Auf dem Bild erkennen sie, was ich genau meine. Hier zuerst bei einer elektrischen Gitarre ein optisch toller und spieltechnisch begründeter Cutaway :

Am oberen Teil dieser Fender-Kopie sehen sie die zwei Bögen bzw. kurvigen Einschnitte, folge dessen dann zwei «Hörner» entstehen. Bei einer elektrischen Gitarre ist diese Form meist unumgänglich, damit man auch in den oberen Bünden bespielbar ist. Soweit so gut. Elektrische Gitarren mit Cutaways sehen Hammer aus!

Mein Fokus hier richtet sich aber explizit auf die akustischen Gitarren wie dieses Bild zeigt:

Ich persönlich finde den Einschnitt erstens nicht so ästhetisch und zweitens total sinnfrei. Wie viel Prozent der Gitarristen tummeln sich beim akustischen Spiel in den oberen Regionen des Griffbretts. Bestreite ich Gigs alleine, spiele ich vorwiegend akustisch und baue hie und da mal ein Solo ein. Die Durchsetzungskraft und die Brillanz der Töne, selbst mit Amp verdünnisieren sich so ab dem fünften bis siebten Bund.

Der zweite Faktor ist der Preis: Gitarren mit Cutaways sind etwas teurer, da die Herstellung etwas aufwändiger ist (Biegung und Formung der Zargen).

Musiker mit feinen Ohren werden den Klangunterschied von Gitarren mit und ohne Cutaway merken. Auf jeden Fall im direkten Vergleich. Immerhin werden ein paar cm3 weggeholzt, die den Klang beeinflussen. Bei elektroakustischen Gitarren kann dieses Defizit via Verstärkung ausgeglichen werden. Bist du aber Einsteiger und wählst eine Gitarre ohne Tonabnehmer, so würde ich dir eine Gitarre ohne Cutaway empfehlen. Vielleicht nicht gerade ein teures Exemplar im «Bob Dylan-Style» gemäss folgenden Bild:

Hier kann man über die «hängenden Schultern» lamentieren aber der fehlende Cutaway ist für mich eine Wohltat.

Zum Schluss oute ich mich mit meiner Inkonsequenz, denn erstens gefällt mir eine Gitarre mit Cutaway ganz besonders

Klar, ein leichter gerader Cutaway, aber wenn einer es konnte, auf einer akustischen Gitarre in den oberen Lagen zu brillieren, dann war es Django Reinhardt.

…äh, übrigens spiele ich seit längerer Zeit meine Gigs mit einer Cutaway-Gitarre. Ich hasse sie, aber: Der Klang und der Preis überzeugte mich, was denn jetzt?

Dies ist meine schon leicht lädierte Gitarre mit Cutaway, eine Hassliebe!


und hier LIVE im Einsatz!

Sie sehen, Musik und Instrumente, ein Thema voller Kontroversen. Tun sie was sie mögen und cool finden und vergessen sie die meisten Experten-Tipps! Dazu ein Paradebeispiel: Es ist ein gängiger Konsens unter Musikern, dass neue Saiten einfach brillant und toller klingen, als gebrauchte Saiten mit Einlagerungen von Fett und Dreck-Partikeln. Nun ist genau Bob Dylan der Meinung, dass diese fehlende Brillanz mit all seinen Facetten genau für seinen speziellen Sound verantwortlich ist (Jedenfalls für eine Dekade). Verstehe da noch einer die Welt.