Wertzerfall von Gitarren- und Songbooks

Der momentane Tiefpunkt der CS-Aktie (Habe aus Spass im Januar 34 Aktien zu 2.95 gekauft) stellt heutzutage vergleichsweise den Wert von Gitarren- und Songbooks in Papierform dar. Der einzige Unterschied könnte jedoch sein, dass die Aktie rein theoretisch wieder anziehen könnte, während die physische Form von Büchern (fast) endgültig der Vergangenheit angehört. Was will man lamentieren: Der Strukturwandel und der technische Fortschritt sind nun mal gegeben. Sowie es keine Postkutschen oder Telefonkabinen mehr gibt, werden auch viele physische Ausgaben von irgendwas langsam verschwinden. Klar, werden Guitarbooks immer eine Rolle spielen, sei es im Unterricht , für die Sammlung per se oder für einen Schweizer Song, dessen Tutorial ich partout nicht im Internet finde.

Gut bin ich nicht als Broker tätig, ich würde aufs falsche Pferd setzen. Doch wer hat mir in den Siebzigern vorausgesagt, dass es mal eine coole Sache namens «Youtube» geben wird, die uns hilft, auf eine einfache Weise einen Song zu lernen. Qualitativ gute Clips, in technischer und pädagogischer Hinsicht, zeigen uns den Weg Schritt für Schritt wie man ein Soli, Lick, Riff, oder die Begleitung spielt. Will ich ebenfalls etwas über den Gitarrenbau, die Saitenwahl, die Luftfeuchte in einem Gitarren-Raum oder das Repertoire eines Solo-Künstler wissen, so schaue bei Youtube nach!

Doch bis es soweit ist, sollte es noch einige Dekaden dauern. So kaufte der eifrige Rolli, Buch für Buch und die Bibliothek von Song- und Gitarrenlernbücher wuchs stetig. Natürlich muss ich erwähnen, dass ich die Bücher gelesen und die Stücke, die mir lagen, gelernt habe, aber die Preise waren nicht von schlechten Eltern:  Ein Buch mit Hochglanztitel-Seite und beigelegter CD kostete locker mal bis zu 40 Hägar.  Und ob die Tabulatur- oder Notenparts dann wirklich dem Originalgitarren-Parts entsprachen konnte man nicht immer wissen. Fairerweise muss man festhalten, dass die Bücher heute immer noch im Angebot sind, denn ich rede einfach vom Wertzerfall nach dem Kauf, so wie bei einer CD oder LP. Ganz verschwinden werden die Bücher nie. Aber die digitale Form schreitet stetig voran und ein Buch auf tutti.ch können sie nur erflogreich verkaufen, wenn der Preis, natürlich je nach Buch,  unter Fr. 15.- oder Fr. 10.- liegt (NP Fr. 42.-)

Anfangs waren einigen Büchern sogar 45er Single-Folien!!! als Soundbeispiele beigelegt. Mit der Zeit wurden es Kassetten danach CDs und mit der Überflutung der Silberlinge wechselte man dann auf die Möglichkeit, sich das ganze mithilfe von mp3 Files im Internet anzuhören können.

Dass ich nun ein eifriger Verfechter der alten Schule bin ist eine Fehlanzeige. Besonders ich als Teacher blättere nicht mehr all zu viel in den Büchern, um einen Song anhand der Tabulatur und des Soundfiles zu lernen. Da starte ich lieber Youtube, gucke was der «Youtuber» wo was drückt und im optimalen Fall kann ich mit Hardcopy-Paste noch die entsprechende Tabulatur (für Privatgebrauch!!) ins Word rüberbeamen. Eine tolle Sache ohne Blättern und CDs einlegen. Aber Obacht: Es kommt auch immer darauf an, welcher Aufnahme-Kanal beim Musiker ausgebildet ist. Liest er lieber Noten oder Tabulatur, sieht er es besser mit dem Auge oder reicht eine Hörprobe um sich Musikalisches einzuverleiben? Eine wichtige Frage, auf die sie nach einiger Zeit und mit etwas Erfahrung eine Antwort wissen. Meine Aufnahmefähigkeit funktioniert bestens mit der Youtube-Methode. Ich bin so um einiges schneller, als zuerst über einer Tabulatur zu brüten (für Noten bin ich eh zu langsam), was natürlich nicht unbedingt ein Kompliment für einen Musiker ist, der ja vor allem mit dem Auge anhand einer Partitur reüssieren sollte. Es ist wie’s ist und so freue ich mich jeden Tag, auf schnelle und unkomplizierte Weise etwas neues zu lernen.

Ach ja, was meine Bibliothek betrifft: Ein Teil davon ist in meinem Unterrichtslokal/Shop aufgelegt. Dort kann man stöbern oder ein Buch zu günstigen Konditionen erwerben. Ein wenig Spass habe ich natürlich trotzdem an meinen Büchern, sei es aus nostalgischen oder Sammler-Gründen.

Besonders hervorzuheben ist das Lernbuch von Peter Bursch, der ultimative Guru aus den späten Siebziegern bis heute. Er war der «Gitarrenlehrer ohne Noten», was damals revolutionär war und brachte den Jüngern das Gitarrenspiel auf einfache Weise bei. Sein cooles Aussehen zelebrierte er bis heute auch karikaturenmässig und seine Bücher sind heute noch Kult:


Ja, auch mit diesem Buch, einfach in der alten Form ohne CD und altem Design, lernte ich Gitarre spielen.


Also mit dieser Steinzeit-Version mit Platte!!!!! köstlich!