Was bedeutet bei der Gitarre die «Mensur»?

Die Mensur der Gitarre bezeichnet vereinfacht gesagt die Länge der frei schwingenden Saite. Also der Bereich zwischen Sattel und Steg (auch Brücke genannt). Die Länge der Mensur wird meist in Zentimeter oder Millimeter angegeben. Mit Hilfe der Mensur kann man bei Konzertgitarren die Gitarrengröße ableiten.

Mensur einer Gitarre
Mensur der Gitarre

Mensur der Gitarre ermitteln

Wer die Mensur seiner Gitarre bestimmen möchte, muss also einfach mit einem Maßband die Länge zwischen Sattel und Steg messen. In den meisten Fällen wird hier ein Wert von 40 bis 65 cm bei herauskommen.

Der Sattel befindet sich zwischen Kopf und Hals der Gitarre. In ihm sind kleine Einkerbungen zu finden, in welchem die Saiten eingelegt werden, damit sie einen besseren Halt finden. Der Steg befindet sich am Korpus der Gitarre unterhalb des Schallloches. Hier wird das Ende der Saite befestigt.

Mit Hilfe der Mensur lässt sich dann die Gitarrengröße bestimmen. Diese ist allerdings nicht genormt, sondern kann von Instrument zu Instrument variieren. Ungefähr kann man die Werte aus der folgenden Tabelle zum ermitteln der entsprechenden Größe der Gitarre verwenden.

Gitarrengröße Mensurlänge (in cm) Mensurlänge (in Zoll)
4/4 63 – 65 24.8″ – 25.6″
3/4 59,5 – 61,4 23.4″ – 24.2″
1/2 53,0 – 54,7 20.9″ – 21.5″
1/4 47,2 – 48,7 18.6″ – 19.2″
1/8 39,7 – 41,0 15.6″ – 16.1″

Bitte beachte dass die Mensurlänge manchmal in cm, mm oder sogar Zoll angegeben wird.

Wissenswertes zur Mensur

Genau in der Hälfte von der Mensur ist übrigens das 12. Bundstäbchen zu finden – dies ist bei allen Gitarren gleich. Bei Bassgitarren ist die Mensur in der Regel länger (etwa 85 cm bei 4/4), da hier tiefere Töne erzeugt werden müssen.

Die Länge der Mensur hat natürlich auch Auswirkungen auf die Größe der Gitarrenbünde. Je länger die Mensur, desto länger natürlich der Hals der Gitarre und desto mehr Platz für die einzelnen Bünde.

Bei den E-Gitarren gibt es bei den beiden bekanntesten Vertretern übrigens einen Unterschied in der Mensur: Die Stratocaster von Fender hat eine längere Mensur als die Les Paul von Gibson. Sicherlich hat dies auch einen Einfluss auf den Klang der Gitarren. So bringt die Les Paul bekannterweise weniger Obertöne mit (im Vergleich zur Strat), dafür ist sie druckvoller. Immer auch eine Frage des Geschmacks.

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Das liebe Talent…

«Oh, leider bin ich nicht genug talentiert, ein Musikinstrument zu spielen…»

Wie oft haben sie diesen auch in einem anderen Kontext gehört? Vielleicht mag einem das Quäntchen Talent anfangs ein wenig Vorsprung verschaffen, doch Jahre später siegt der Durchhaltewillen, das regelmässige Üben sowie eiserne Disziplin. Worte die in der heutigen Zeit ein wenig veraltet anmuten.

Das Ganze geht auch wesentlich tiefer: Das Gitarrenspiel hat so viele Facetten und fordert so viele Geschicklichkeiten, deren Vielfalt es unmöglich machen, jeden Bereich mit Talent abzudecken:

  • Gespür für Rhythmik und Dynamik (laut leise)
  • Musikgehör, Töne in der richtigen Tonlage nachsingen können
  • Theorieverständnis, Notenlehre, Harmonielehre (ein wenig wie Mathematik)
  • Improvisationstalent, falls man improvisieren will
  • Stimme, falls man singen will
  • Entertainment und Grad des Lampenfiebers, falls man auftreten will
  • Auf das Publikum eingehen, falls man auftreten will
  • Verständnis und Feeling für die technische Seite des Instruments
  • Akkorddiagramme, Tabulaturen verstehen
  • Akkorde greifen der linken Hand
  • komplex und schnelle Zupfmuster spielen mit der rechten Hand

Wie sie sehen, ist es mit dem Begriff Talent nicht abgedeckt. Vielleicht haben sie ein Talent für das kognitive Feeling im Kontext mit dem Greifen der Akkorde oder für das Zupfen mit der rechten Hand. Oder sie checken den Theorieteil sofort, während es in der Rhythmik hapert. Möchten sie gerne den Durchbruch als Singer/Songwriter, haben Top Songs geschrieben (Kompositionstalent), aber ihre Stimme klingt jenseits von Gut und Böse? Dann halt ein Instrumental-Blues, aber ihnen geht einfach das Feeling für das Improvisieren ab.

Was ist zu tun? Den Begriff «Talent» würde ich fortan mit dem Begriff «Neigung» ersetzen. Einfach ein wenig das Gefühl und die Freude für das Instrument haben. In den letzten Jahren unterrichtete ich selten «unbegabte» Schüler, da die meisten, die sich für etwas interessieren, auch ein wenig Freude und Gespür für die Sache haben. Irgendwie ist ja ein Interesse vorhanden dh. man setzt sich mit dieser Sache auseinander, hat im besten Fall das Feuer dazu und deshalb werden wir auch durch dieses Feuer und diesen Spass in irgendetwas besser. Regeln bestätigen die Ausnahmen. Wir reden dann von der Diskrepanz von Eignung und Neigung, wie beispielsweise eine Person, die die 5 gerade lässt und unbedingt Buchhalter werden will oder mit einfachen Formeln mächtig Probleme hat und es zum Astro-Physiker bringen will. In solchen Berufen denke, ist das Talent für die Sache entscheidender.

Beginnen sie einfach mal einen Kurs mit dem Gitarrenspiel, sollten sie das Gefühl haben, es wäre was für sie. Mit zunehmender Erfahrung, werden sie ihre Stärken und Schwächen erkennen und dem entsprechend ihren Stil oder ihre Nische finden. Und sie werden Spass haben. Sie können nicht alle Facetten mit Talent abdecken. Es gibt auch keinen Königsweg, nach dem ich oft gefragt werde. Die Antwort ist simpel und brutal: Üben, üben, üben, daran fügt kein Weg vorbei!

 

«Alle Dinge sind schwer bevor sie leicht werden.»

Thomas Fuller

 

 

 

 

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Wieviel Watt braucht ein Gitarrenverstärker zum üben Hause?

Es ist schwer zu sagen, wie viel Watt dein Gitarrenverstärker benötigt, ohne mehr Informationen über den Verstärker und wie du ihn verwenden möchtest zu haben. Ein paar Faktoren, die den Watt-Bedarf beeinflussen, sind:

  • Die Größe des Verstärker-Lautsprechers: Ein größerer Lautsprecher benötigt normalerweise mehr Watt, um den gleichen Lautstärkepegel wie ein kleinerer Lautsprecher zu erreichen.
  • Die Lautstärke, die du erreichen möchtest: Je lauter du spielen möchtest, desto mehr Watt werden benötigt.
  • Die Art der Musik, die du spielen möchtest: Einige Musikgenres erfordern möglicherweise mehr Watt als andere, je nachdem, wie viel «Druck» oder «Attack» die Musik hat.

Ein allgemeiner Richtwert ist, dass ein Verstärker mit 10-30 Watt für den Einsatz zu Hause in der Regel ausreichend sein sollte. Wenn du jedoch in einem größeren Raum spielen möchtest oder wenn du sehr laut spielen möchtest, könntest du möglicherweise einen Verstärker mit mehr Watt benötigen. Es ist auch möglich, dass du einen Verstärker mit weniger Watt verwenden kannst, wenn du ihn mit einem externen Lautsprecherkabinett verbindest. Wenn du unsicher bist, wie viel Watt du benötigst, probiere doch einfach ein paar Amps aus.

 

 

 

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Kann ich als Einsteiger auch mit einer E-Gitarre starten?

Kannst du, würde ich nicht, sofern du nicht nur auf Rock ausgerichtet bist. Obwohl die elektrische Gitarre üblicherweise mit etwas weichere Saiten «bespannt» wird, eine etwas tiefere Saitenlage aufweist und somit bequemer zu spielen ist, würde ich folgende Gründe aufführen, weshalb ein Einsteigermodell immer eine akustische Gitarre, am besten eine klassische bzw. «Wandergitarre» mit Nylonsaiten bestückt, sein sollte:

  • Eine E-Gitarre braucht um den Ton zu hören, einen Verstärker, also einen Gitarrenamp.
  • Das heisst ebenso, dass sie nebst den Schaltungen der Gitarre zusätzlich noch die technischen Möglichkeiten des Amps (Die mit der heutigen Digitalsierung schier unendlich sind), im Griff haben müssen.
  • Vom Sound her, gibt es verschiedene Modelle von E-Gitarren, dh. anfangs wissen sie noch nicht genau wo die Reise hingeht und schon sollte man sich entscheiden welchen Typus man zulegt. Die Qual der Wahl.
  • Der Hals der E-Gitarre ist extrem schmaler als die einer akustischen Gitarre
  • Die Spieltechnik bei einer E-Gitarre unterscheidet sich wesentlich von der akustischen: Als Einsteiger «schlägt» man die Saiten im passenden Rhythmus (Lagerfeuerakkorde)  um einen Song zu begleiten, was im Anfangsstadium bereits gut tönen kann, während dieses «schrummen», «schlagen» oder «strummen» auf der elektrischen Gitarre anfänglich suboptimal tönt. Auf der E-Gitarre tönt es halt besser wenn man fortgeschrittene Rhythmuspatterns spielt bzw. Licks, Riffs und Solis zum Besten gibt. Dort blüht die E-Gitarre auf.
  • Du kannst jederzeit später auf eine E-Gitarre umsteigen bzw. dein Arsenal ergänzen. Umgekehrt wirds schwieriger.
  • Meist wird die Gitarre anfänglich zur Begleitung verwendet, dh. man singt einen Song und schlägt dazu wie oben bereits erwähnt, die Gitarre an. Nun hat die akustische Gitarre einen anderen breiteren «flächigeren» Soundteppich als die elektrische. Somit tönen die Songs fülliger, wenn mit einer akustischen Gitarre begleitet wird. Spielt man natürlich wie Billy Gibbons von den ZZ-Top, so spielt dieser Punkt keine Rolle mehr!
  • Ich persönlich würde die E-Gitarre immer im Kontext mit einer Band sehen, wo der Wirkungsgrad voll zu Geltung kommt, während die Akustikgitarre auch für Solokünstler, wie Singer-Songwriter wie geschaffen ist.
  • Falls der Gastgeber sagt, nimm deine Gitarre mit, so erwartet er dich vermutlich mit eine akustischen Gitarre und nicht mit einem Set bestehend aus E-Gitarre, Marshall-Amp, Bodentreter etc.
  • Zu guter Letzt: Der Gitarrenteacher freut sich sehr über den akustischen Sound, da die Lautstärke des Amps für jeden Schüler individuell hoch sein kann.

Aber wie es mit allem ist: Keine Regel ohne Ausnahme! Es sind meine individuellen, bald 50-jährigen, persönlichen Erfahrungen, die ich gemacht habe und die keine abschliessende Gültigkeit haben. Manch cooler Sound ist entstanden, wenn man sich nicht ans Gängige gehalten hat.

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Wie teuer sollte meine erste Gitarre sein?

Das ist individuell: Es hängt sehr davon ab, wie ernst du es mit dem Gitarrespielen nimmst und wie viel Geld du bereit bist auszugeben. Es gibt Gitarren in allen Preiskategorien, von sehr günstigen Einsteigermodellen bis hin zu teuren Profi-Gitarren.

Wenn du gerade erst anfängst, Gitarre zu spielen, empfehle ich dir, mit einer preiswerten Einsteigergitarre zu beginnen. Diese Gitarren sind in der Regel von geringerer Qualität als teurere Modelle, aber sie sind immer noch voll funktionsfähig und eignen sich gut für den Einstieg. Wenn du ernsthaftes Interesse an der Gitarre hast und planst, sie auf lange Sicht zu spielen, kann es sich lohnen, in eine hochwertigere Gitarre zu investieren. Diese Gitarren sind in der Regel von besserer Qualität und haben einen besseren Klang, aber sie sind auch teurer.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Qualität der Gitarre nicht das einzige Kriterium ist, das bei der Entscheidung für eine bestimmte Gitarre berücksichtigt werden sollte. Du solltest auch deine persönlichen Vorlieben und Bedürfnisse berücksichtigen, z.B. die Art von Musik, die du spielen möchtest, und die Größe und Form der Gitarre, die am besten zu dir passt. Es lohnt sich, sich Zeit zu nehmen und verschiedene Gitarren auszuprobieren, bevor du dich entscheidest, um sicherzustellen, dass du die Gitarre findest, die am besten zu dir passt.

Abschliessend möchte ich noch festhalten, dass das wichtigste Kriterium die Einstellung der Gitarre ist: Sind die Bünde abgerichtet? Ragen die Bünde seitlich mit Metallkanten heraus? Ist der Hals korrekt gerichtet und ist die Halskrümmung optimal. Hat der Sattel korrekte Kerben und ist die Halshöhe ok? Ist die Saitenlage, also der Abstand von der Bundoberkante zu der Saitenunterkante korrekt? Erst wenn diese Kriterien erfüllte sind, ist eine komfortable Bespielbarkeit und Freude an dem Instrument gewährleistet. Der Klang ist zwar wichtig aber im Beginner-Modus zweitrangig nach der Einstellung. Der schönste Klang nützt nichts, wenn die Gitarre schlecht zu spielen ist und man die Freude verliert. Das Aussehen und die Verzierungen sind demnach auf dem dritten Platz.

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Wie viele Stunden am Tag sollte man Gitarren üben?

Es gibt keine feste Regel, wie viele Stunden man pro Tag oder pro Woche üben sollte, da es sehr darauf ankommt, was man übt und wie schnell man Fortschritte macht. Eine allgemeine Empfehlung für den Durchschnitt ist es, mindestens eine Stunde pro Tag zu üben. Für manche Leute ist es jedoch sinnvoller, über einen längeren Zeitraum hinweg weniger Zeit zu üben, aber die Übungen intensiver und konzentrierter durchzuführen.

Es ist wichtig, einen realistischen Zeitplan zu erstellen, der zu deinen individuellen Bedürfnissen und Verpflichtungen passt. Es ist auch wichtig, regelmäßig Pausen einzulegen, um sich zu entspannen und zu erholen, da zu viel Üben zu Burnout und Frustration führen kann. Wichtiger als die tatsächliche Dauer des Übens ist die Qualität der Übungen und die Fokussierung während des Übens. Wenn du deine Fähigkeiten verbessern und Fortschritte machen möchtest, ist es wichtig, dass du dich während des Übens voll und ganz auf die Aufgabe konzentrierst und dein Bestes gibst.

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Wie kann ich die Halskrümmung bei eine E-Gitarre beurteilen?

Der Gitarrenhals ist einem enormen Zug der Saiten ausgesetzt. Um die 50 kg!!!! muss ein Gitarrenhals aushalten. Dass dieser im Laufe der Zeit etwas nachgibt, ist eine Tatsache, mit der wir leben müssen. Das hiesse dann ebenso, dass der Saitenabstand im Bereich des 7. Bund immer grösser wird bzw. ein Schnarren der Saiten nach dem Anschlag immer häufiger auftritt. Um diesem Phänomen entgegen zu wirken, bauen die Gitarrenbauer einen verstellbaren Halsstab ein. Ist der Hals zu konkav, also beschreibt er einen Bogen, kann ich mit einem Schlüssel (mit einer Rechtsdrehung) den Halsstab verändern, so dass er gerader (konvexer) wird.

Sind sie in einem Gitarrenladen und möchten die Halskrümmung ein wenig checken, so rate ich ihnen, immer ein Kapodaster dabeizuhaben, so haben sie genügend Hände frei. Sie setzten den Kapodaster im 1. Bund und drücken mit der rechten Hand die tiefe E-Saite im letzten Bund ab. Nun sollte der Abstand im Bereich des 7. Bunds 0.2 mm bis 0.5 mm betragen (Abstand Bund-Oberkante zu Saite-Unterkante, was sie mit einem entsprechenden Plektrum checken können. Sie haben jetzt dazu die linke Hand frei.

Manche Gitarren sind zwar top eingestellt lassen aber keine tiefe Saitenlage zu. Das ist ok, wenn wir damit leben können. Es gibt Gitarristen, die lieben eine eher höhere Saitenlage, was individuell ist. Gibt es aber trotz einer optimaler Halskrümmung immer noch Probleme mit dem Schnarren, so kann das Problem durchaus an schlecht abgerichteten Bünden liegen. Die Bünde sind nicht alle gleich hoch. So eine Gitarre bräuchte einen grösseren Eingriff uns würde den Themenbereich dieses Blogs sprengen.

Das cool-aussehende über den Hals Äugen, wie bei einem Gewehr imponiert zwar, doch mit dieser Methode wissen wir, dass der Hals eher ok oder nicht ok ist. Eine genauere Diagnose lässt dies nicht zu. Da muss gemessen werden.

Mit einer für uns optimalen Halskrümmung wäre schon viel erreicht. Natürlich wäre dann im Kontext noch einiges zu beachten wie Sattelhöhen, Kerbung, Oktavreinheit, Saitenhöhe, Pickup-Höhe etc. Auch diese Themen werden künftig in diesen Blogs erwähnt.

Roland Chopard

 

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Führen die besten Musiker die Charts an?

Nein! Im Gegensatz zum Sport, bei welchem man die Leistung exakt messen kann, manchmal auf die 100el Sekunde, spielen bei der Musik die Gefühle die grösste Rolle. Auch wenn der Gitarren-Weltrekords-Shredder seine Salven in Vollendung runterballert, könnte es sein, dass nicht alle Musikliebhaber in Ekstase geraten. Ebenso lässt ein Zuhörer im Konzertsaal die komplexe mehrstündige Pianodarbietung auf höchstem Niveau kalt, was diesem (dem Zuhörer) natürlich sehr peinlich ist. Er verlässt unbeeindruckt und unbemerkt den Saal, ums sich ja nicht noch in einem klassischen Diskurs mit einem Klassik-Liebhaber zu verheddern.

Was macht es den aus, dass ein Song oder ein Instrumental charttechnisch durch die Decke geht? Zum einen geht es darum, ob mir das Stück ein gutes Gefühl vermittelt. Dies ist rein subjektiv. Vielleicht hatte ich einen schlechten Tag im Büro und nun kann es sein, dass ich das Radio einschalte und eine Sängerin besingt genau dieses Thema, trifft bei mir also voll ins Schwarze. Vielleicht bin ich allgemein in einem Stimmungstief und ein bekannter Sommerhit bringt mich in eine Feelgood-Phase. Bei beiden Beispielen ist es mir völlig schnuppe, ob der Musiker einen Abschluss hat bzw. objektiv gar nicht in dieser Liga spielen dürfte. Entweder gefällt es einem oder eben nicht, Punkt.

Zum Zweiten, und dies spielt sich sicher bei der jüngeren Generation ab, wird abgecheckt ob der Song dem Zeitgeist entspricht, ob er trendy ist oder ob ich mich als Schnarchnase oute, sollte er mir gefallen. Hier ist der Gruppendruck enorm und vermutlich ist es vielen schon so ergangen, dass ein Song auf diese Weise „schön gehört“ wurde. Man will ja nicht abseits stehen und beschäftigt sich deshalb eher mit dem cooleren Chart-Stoff. Gewisse uncoole Songs, kann man ja zu Hause im stillen Kämmerlein hören, braucht ja keiner mitzukriegen.

Dann ist da noch die akademische Elite, die den Song nach „Können“ bewerten. Obwohl dies bis zu einem gewissen Grad subjektiv ist, erkennt man schnell, ob es ein Musiker drauf hat oder nicht. Die Königsdisziplin ist daher der Jazz oder die klassische Musik. Auf diesen Bühnen werden sie weder die Flippers, die Flamingos oder die Romantik-Buben antreffen. Hier trifft man Virtuosen.

Dass es die letzteren meist nicht in die Charts schaffen, liegt eben daran, dass die Musik nach so vielen Kriterien bewertet wird, wie es Menschen gibt. Was für viele den Lebensinhalt bedeutet, ist für andere einfach ein Nebengeräusch aus dem Radio, dass den Tag ein wenig unterhaltsamer macht. Also völlig Wurst ob es die Sonne von Barbados ist oder Marmor und Stein, der bricht.

Und Romantiker können aus dem Füllhorn schöpfen: Die Liebe ist vielfach der Kompositions-Motor für die erfolgreichsten Texte.

Roland Chopard


Schlager, der zu Herzen geht: Die "Amigos" begeistern in der Esperantohalle - Osthessen|News

 

 

 

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Trägt mein Musikgeschmack sehr zu meinem Image bei?

Aber klar und leider! Vielen, denen dies nicht bewusst ist, pilgern frohgelaunt an die Konzerte der Amigos oder von Roland Kaiser, ältere Herren, die anscheinend immer noch im Liebesrausch der Romantik schwelgen. Man stellt sich vor, der Sänger stimmt ein Liedchen an, in dem «Carina» ihn brutal verlässt. Da denkt man natürlich nix dabei, wenn man die typischen Schlager-Rhythmen mit ihren gängigen 3-er Akkordfolgen hört. Doch vermutlich ist «Carina» auch schon betagt und sie kommt mit ihrem Rollator nicht weit im Pflegeheim. Deshalb sind Schlagertexte der älteren Generation für mich ein wenig köstlich und doch nicht peinlich! Warum nicht? Da ich finde, Musik soll auch gute Laune verbreiten und nicht immer die Thematik von politischen Systemen, Korruption und der bedrohten Umwelt darstellen, so traurig die Fakten sind. Manchmal will ich einfach das Radio einschalten und ein Nonsens Text zu einer Gaga-Melodie hören, ja das ist legitim. Der Musikstil ist ja per se auch unmittelbar mit dem Interpreten oder Komponisten verbunden. Heisst: steht die politische Gesinnung diametral zu der von vielen Hörern, so werden diese mit ziemlicher Sicherheit keinen Song dieses Songwriters hören. Also müsste eine zweite Frage ins Feld geführt werden: «Welcher Musiker, Sänger gefällt dir?»

Je verkopfter die Gesellschaft wird, desto verkopfter wird natürlich die Musik und dann muss man schon darauf achten, was man antwortet, wenn der bleiche Student, der von einer Demo kommt,  so fragt: «Was hörst du denn so?» Dann wärs ungünstig, wenn wir mit dem Titel «Die Zuckerpuppe aus der Bauchtanzgruppe» antworten. Lernt ein paar Avantgarde-Jazz Titel auswendig und bringt die aufs Tapet. Solls noch Text sein, dann bitte etwas zeitkritisches. Denn Intelligenz hört anscheinend auch «intelligente Musik», was dies auch immer sein mag. Ganz in einem anderen Lager sind die Satans-ultra- harten Typen. Die haben wenig mit dem Alternativ-Gesülze bzw. mit den Schlips-Trägern gemeinsam. Leute die anpacken, hart gegen das System rebellieren hören düsteren Metal. Während Classic-Rock, der akustische Tummelplatz für 68-Opis ist, herrscht hier ein anderer Vibe: Monotone Riffs mit Doublebass und Blastbeatd, Der Sänger Schreit oder krächzt heidnische oder nihilistische Texte in das aufgeladene Ambiente.  Alkohol, deftiger Spass, Kutte, Sticker, Headbangen, Motorräder, Satan, Teufelsfinger, Grölen etc. Mit anderen Worten: Hier sind echte Männer und keine Boss-Anzugträger der Wallstreeet anwesend! Aber lasst euch nicht täuschen. Ich kenne absolut coole und liebevolle Familienväter, die einfach Spass an tiefergestimmten brutal verzerrten Gitarren haben.

Dann begeben wir uns in die Gefilde der Fiddles, Banjos, Telecasters und Pedal-Steel Gitarren: Nashville und Country! Vermeintlich der Sound der einfachen Leute in den Bergen, die sich in einer Stadt verlaufen und die anscheinend Trump wählten. Die Klischees werden bunter und glitzernder mit all ihren Outfits und Farben. Also wäre die obige Studentenfrage bezüglich Musikstil hier ein heisses Pflaster, falls diese mit glasigen Augen mit «Country» beantwortet wird.

Jetzt wird’s happig: Blues! ja der vielgepriesene Blues mit all den damit verbundenen Leiden jener unterdrückten Menschen, denen man keine Stimme gab, aber diejenigen Menschen, die ihre Stimme via Musik dazu benutzten über das Leid des Tages zu sprechen. Abgesehen von ein paar weiteren wenigen Musikstilen steht der Blues im unmittelbaren Zusammenhang mit Politik, Rassenfragen, Gerechtigkeit, Unterdrückung und unfassbarem Leid. Ich merke selber, dass ich diesen Musikstil früher noch unbeschwerter «nachspielte». Während man früher noch unbeschwerter an die Thematik der kulturellen Aneignung heranging, kippte es heute bereits ins Fatale. Es kommt mir langsam vor, dass es eine Musik-Polizei gibt, die vorschreibt, welche Songs noch gespielt werden dürfen, welche nicht. Meine Meinung? Keine Ahnung… Ich könnte mir gut vorstellen, zieht man das Ganze ohne Gnade durch, so wird die Liste der Songs, die man noch spielen darf sehr klein, auf der anderen Seite das Gesetzbuch mit allen Verboten sehr gross!

So gäbe es sicher noch einige Stile und Crossovers, die man hier aufzählen könnte. und die Behauptung, dass man unter Umständen viel über einen Menschen sagen kann, wenn man seine Musikvorliebe kennt, könnte «eher» als wahr bezeichnet werden. Aber passt auf: Vielleicht lächelt ihr ein wenig süffisant und herablassend, wenn das Gegenüber mit «Country» antwortet. Doch lasst ihn ausreden, vielleicht erzählt er dir noch über seinen Einsatz als helfender Arzt in einem Kriegsgebiet… Schach und Matt, Jazzer!

Übrigens mag ich Jazz, aber: So ist es wie mit allem: Die Welt richtet sich nie nach Bilder, die wir vormalen. Das sang schon Mani Matter in seinem Berner Chanson «Chue am Waldrand»!

«…Doch d’Wält isch so perfid, dass sie sich sälte oder nie, nach Bilder vomer voregmacht hei, richtet…» (Mani Matter)

Es ist einfach Musik, nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Roland Chopard

 

 

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Ist man mit 40 zu alt um ein Musikinstrument zu erlernen?

Ein Instrument lernen kann viel bedeuten und viele Ziele beinhalten: will ich so zum Spass spielen, eine Amateurband gründen oder den Plattenvertrag anstreben? Sind diese Punkte geklärt, dann gehts um den Musikstil. Soll es Klassik sein und ein Aufrtitt mit einem Profiorchester? Vergiss es. Nebenbei bemerkt: wird dir erst mit 40 klar, dass Musik deine Bestimmung ist, dann ist es sie vermutlich nicht. Aber die Frage hat div. Facetten. Es besteht die Möglichkeit, mit 3 Akkorden einen Song ala Dylan zu komponieren und den grossen Wurf zu machen. Theoretisch auch über 40 möglich, doch eher unwahrscheinlich in einer Musiksparte bei dem heutigen Jugendwahn. Ich lernte mein Instrument mit 17, lebe von der Musik und würde mich nicht als Super Gitarristen bezeichnen. Und wenn es nicht Jazz oder Klassik ist, sondern ein einfacherer Stil, so kommt es vielfach auch auf das Gesamtpaket des Sängers oder der Band an: Text, Melodie, Arrangement, Charisma etc. Die Virtuosität der Künstler ist vielfach zweitrangig. Wäre dem nicht so, so wäre «Love me do» von den Beatles vermutlich nie auf Platz 1 erschienen. Ebenso hätten wir «da da da» von Trio oder gewisse Hip Hop Songs nie zu hören bekommen. Also die Frage ist nicht, ob man zu alt ist, sondern welches Ziel man verfolgt. Um etwas zu lernen ist man eh nie zu alt. Denn nebst dem Gehirntraining, macht ein Instrument unheimlich Spass. Ich habe mit 40 (bin Jahrgang 1960) nebst Gitarre noch mit Klavier begonnen. Ein paar Akkorde und es begann schon Spass zu machen. Stellt euch einfach vor, diese Frage existiert einfach nicht. Mach doch einfach, was dir Spass macht, wir Schweizer leben vielfach unter einem Gesellschaftsdruck bei dem man sich anscheinend immer fragen muss, was sich gehört und was nicht.

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